Agrar

Die Zukunft der Viehzucht in Bayern: Ein Verbot der Anbindehaltung rückt näher

In der aktuellen Debatte um die Anbindehaltung von Rindern in Bayern steht der Bayerische Bauernverband (BBV) vor einer Herausforderung. Die traditionelle Praxis, bei der Rinder ganzjährig angebunden im Stall stehen, steht im Fokus von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, der ein Verbot dieser Haltungsform innerhalb der nächsten fünf Jahre anstrebt. Dieser Vorschlag stößt auf Widerstand, insbesondere bei kleineren und älteren Betrieben, die sich mit strukturellen und finanziellen Hürden konfrontiert sehen.

Die Zahl der Betriebe, die noch an der Anbindehaltung festhalten, hat sich bereits deutlich verringert. Im Landkreis Schwandorf beispielsweise praktizieren rund 300 Milchviehbetriebe diese Form der Tierhaltung. Der BBV-Sprecher Josef Wittmann argumentiert, dass die Umstellung auf alternative Haltungssysteme wie Laufställe für viele dieser Betriebe nicht praktikabel ist, insbesondere wenn keine Betriebsnachfolge gesichert ist. Er schätzt, dass lediglich zehn Prozent der betroffenen Betriebe den Wechsel vollziehen werden, während die übrigen ihre Tätigkeit einstellen könnten.

Özdemir sieht in der Anbindehaltung einen Verstoß gegen den Tierschutz und plant, diese durch eine Reform des Tierschutzgesetzes zu unterbinden. Der Bauernverband hingegen fordert gezielte Beratung, Bauförderungen und Erleichterungen im Baurecht, um den betroffenen Betrieben den Übergang zu erleichtern.

Die Forderung nach einem Ende der Anbindehaltung wird nicht nur von der Politik, sondern auch von Verbrauchern und dem Lebensmitteleinzelhandel getragen. Große Ketten wie Aldi, Rewe und Edeka planen, ihr Angebot an Fleisch und Milch aus höheren Haltungsstufen zu erweitern, was mehr Freiraum für die Tiere bedeutet.

In der ökologischen Landwirtschaft ist die Anbindehaltung bereits verboten. Hier müssen die Tiere im Sommer Weidegang genießen und im Winter zumindest regelmäßigen Auslauf erhalten. Hubert Heigl, Präsident des Öko-Verbands Naturland, betont die Notwendigkeit der Unterstützung auch für konventionelle Betriebe bei der Umstellung, um eine nachhaltige und tierschutzkonforme Landwirtschaft zu fördern.

Die Diskussion um die Anbindehaltung ist ein Spiegelbild der sich wandelnden gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft. Sie zeigt die Notwendigkeit auf, Traditionen zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen, um sowohl den Tierschutzstandards als auch den wirtschaftlichen Realitäten gerecht zu werden.

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