Agrar

Bayerns Weidehaltung: Ein Umdenken ist notwendig

Inn Bayern, einem Bundesland, das für seine reiche Tradition in der Milchwirtschaft bekannt ist, ist es paradox, dass weniger als ein Fünftel der Milchkühe auf Weiden grasen dürfen. Diese Zahl ist besonders niedrig im Vergleich zu anderen Bundesländern, die ebenfalls eine hohe Milchproduktion aufweisen.

Obwohl die Statistik enttäuschend ist, gibt es dennoch positive Anzeichen für eine Trendwende. Die Weidehaltung, bei der Kühe auf Wiesen grasen und sich selbst ernähren, wird aus wirtschaftlicher Sicht wieder attraktiver. Dies ist ein interessanter Punkt, der in den Diskussionen um nachhaltige und ethische Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Die wirtschaftlichen Vorteile der Weidehaltung

In den letzten Jahrzehnten sind die Kosten für Diesel, Strom und Kraftfutter stetig gestiegen, während die Milchpreise nicht im gleichen Maße zugelegt haben. Dieses Missverhältnis hat viele Landwirte dazu bewegt, wieder zur traditionellen Weidehaltung zurückzukehren.

Siegfried Steinberger, ein Experte für Weidehaltung, betont, dass eine professionell durchgeführte Weidehaltung oft wirtschaftlich vorteilhafter ist als moderne Stallhaltungssysteme. Die Gründe dafür sind vielfältig: Kühe, die ihr eigenes Futter suchen, reduzieren den Arbeitsaufwand und die Kosten für den Landwirt. Dieser Aspekt wird in der Diskussion um effiziente und nachhaltige Landwirtschaftspraktiken oft übersehen.

Gesundheitliche und ökologische Vorteile der Weidehaltung

Neben den wirtschaftlichen Vorteilen bietet die Weidehaltung auch zahlreiche gesundheitliche Vorteile für die Kühe. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kühe, die im Sommer auf der Weide grasen, gesünder sind, länger leben und über einen längeren Zeitraum Milch produzieren.

Dies führt zu einer Reduzierung der Tierarztkosten und der Kosten für die Aufzucht neuer Kühe. Darüber hinaus ist die Weidehaltung umweltfreundlicher. Sie reduziert den Bedarf an Traktorfahrten und Betonbauten für Güllelagerung und fördert die Kohlenstoffbindung im Boden. Diese Aspekte sind entscheidend für eine nachhaltige und umweltfreundliche Landwirtschaft.

Herausforderungen und Lösungen für die Weidehaltung in Bayern

Trotz der offensichtlichen Vorteile der Weidehaltung gibt es in Bayern erhebliche Herausforderungen. Viele Weideflächen sind durch Straßen, Wohngebiete und Eisenbahnschienen vom Stall getrennt, was das Austreiben der Kühe erschwert.

Einige Landwirte, wie Martin und Brigitte Rothmayr, sind jedoch entschlossen und treiben ihre Kühe täglich durch das Dorf zur Weide. Um solche Herausforderungen zu überwinden, fördern die Ämter für Ländliche Entwicklung den freiwilligen Landtausch, bei dem Landwirte ihre Flächen tauschen können, um die Weidehaltung zu erleichtern. Dies ist ein innovativer Ansatz, der dazu beitragen könnte, die Weidehaltung in Bayern wiederzubeleben.

Die Zukunft der Weidehaltung in Bayern

Die Renaissance der Weidehaltung in Bayern ist ein positives Zeichen, aber es gibt noch viel zu tun. Eine gezielte Beratung und Schulung der Landwirte, insbesondere der jungen Generation, ist entscheidend für den langfristigen Erfolg der Weidehaltung.

Es ist an der Zeit, dass Bayern seine reiche Tradition in der Milchwirtschaft nutzt und die Weidehaltung wieder zu einem zentralen Bestandteil der Milchproduktion macht. Dies wird nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion verbessern, sondern auch dazu beitragen, die Umwelt zu schützen und das Wohlbefinden der Kühe zu fördern.

Quelle: https://www.br.de/nachrichten/wissen/bayern-schlusslicht-wie-kommen-wieder-mehr-kuehe-auf-die-weide,TrXnzEO

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